Eine Normseite ist auf 30 Zeilen mit je 60 Zeichen eingerichtet und gibt einem Verleger oder Lektor einen schnellen Vergleichspunkt zum Umfang des Manuskripts. Soweit ich festgestellt habe, ist dieses Konstrukt nur im deutschsprachigen Raum gängig, im englischsprachigen Raum wird einfach die Wort- oder Zeichenanzahl genutzt. Pro Normseite werden etwa 1500 bis 1800 Zeichen inklusive Leerzeichen gerechnet. Wie viele Wörter letztendlich auf einer gedruckten Buchseite landen, hängt von dem finalen Buchsatz ab.
Hier ist eine schnelle Anleitung, um in Microsoft Word eine Normseite einzurichten. Speichern sie ihre Normseite ab, damit sie für ihr nächstes Projekt gleich eine Vorlage habe.
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Nachdem ich nun mein Buch auf eine akzeptable Länge von ~350 Seiten gekürzt habe und mir die Augen vom Überarbeiten schwimmen, habe ich mir vorgenommen professionelle Hilfe zu suchen. Je nachdem wie gut ihr schon im Schreiben seid, kann das von einem einfachen Korrektorat, wo nur auf Grammatik und Rechtschreibung geachtet wird, reichen oder aber ein Voll-Lektorat nötig sein, wo auch der gesamte Geschichtsaufbau, Dialoge und Schreibstil überarbeitet werden. Dazwischen gibt es noch Abstufungen, die sich auch im Preis bemerkbar machen. Wo wir gerade von Preis sprechen, ein Korrektorat ist etwa halb so teuer wie ein Voll-Lektorat. Preise liegen so zwischen 2,50 bis 4 Euro pro Normseite für ein Korrektorat und 5 bis 7,50 Euro für ein Lektorat (je nach Aufwand). Dabei ist auch zu beachten, ob das Angebot schon die Umsatzsteuer von 19% enthält oder nicht. Preise die weit unter diesen Angaben liegen, würde ich als unprofessionell einschätzen, doch natürlich sollte man sich auch keinen Wucherpreis aufschwatzen lassen. Einfach mal überlegen, ob jemand von diesen Preisen leben kann. Der Beruf des Lektors ist gesetzlich nicht geschützt, und man sollte sich ausreichend informieren, wen man da für ein Lektorat bezahlt. Seit 2000 sind im Verband der freien Lektorinnen und Lektoren (VFLL) über 1000 Mitglieder eingetragen, die alle einen Mindeststandard an Berufserfahrung erfüllen müssen. Bei meiner Suche nach einer geeigneten Lektorin oder Lektor habe ich mich auf drei Hauptpunkte fokussiert:
Damit hatte sich meine Liste auf 44 potenzielle Lektorinnen und Lektoren gekürzt. Bei der Durchsicht der einzelnen Profile habe ich dann darauf geachtet, ob Berufserfahrungen im Verlagswesen bestehen und schon für Verlage lektoriert wurde. Dabei besteht natürlich die Möglichkeit, dass diese freien Lektoren nicht sofort zur Verfügung stehen, da sie schon für andere Projekte gebucht wurden. Daneben war ich mehr an Lektoren interessiert, die Sprachen oder Geschichte studiert hatten, als an welchen, die andere sozialwissenschaftliche Fächer auf ihrem Lebenslauf hatten, was natürlich nicht gegen ihre Fähigkeiten als Lektor sprechen. Zu guter Letzt hatte ich ein Auge auf die Social Media Präsenz meiner Auswahl. Da ich im Eigenverlag veröffentlichen will, werde ich auch das Marketing ganz übernehmen müssen, und da ich in Australien lebe, kann ich auch nicht einfach persönlich in einem Buchhandel vorspreche und durch die Zeitverschiebung und Kosten auch nicht mal schnell zum Telefonhörer greifen. Daher sind Instagram, Facebook und Co. meine stärksten Verbündeten, und eine Lektorin oder Lektor, der/dem hoffentlich mein Buch gefällt und eine kurze Mitteilung auf Twitter absetzen könnte, bekommt in dem Zusammenhang noch ein extra Sternchen. Nachdem ich meine finale Auswahl getroffen hatte, habe ich mit meinen Favoriten angefangen und eine nette kurze Email geschrieben, die mein Anliegen und ein paar Sätze zum Inhalt und Umfang meiner Geschichte beinhaltete. Glücklicher Weise habe ich auch ziemlich schnell eine fröhliche Antwort erhalten und zwei Kapitel für ein Probelektorat hinterhergeschickt. Im Juni geht's los, bis dahin habe ich nochmal meine freiwilligen Leser und Leserinnen mobilisiert, um ein letztes Feedback zum Aufabu meiner Geschichte zu bekommen. Ein Freund von mir bemerkte, dass nicht jeder mit der Geschichte von Klaus Störtebeker bekannt sein wird, daher gebe ich hier einen Crashkurs in deutscher Piratengeschichte. Es war eine stürmische Nacht...Oder so ähnlich, denn die Herkunft von Klaus Störtebeker ist nicht genau bewiesen, doch soll 1380 ein gewisser Nicolao Stortebeker Opfer einer Schlägerei in Wismar geworden sein. Der Legende nach hatte Störtebeker den Namen bekommen, weil er in einem Zug einen 4-Liter-Humpen Bier leeren konnte (Stürz den Becher, irgendwer?), weshalb er vielleicht nicht ganz unschuldig an der Schlägerei war. Als einfacher Seemann trat Störtebeker dann wieder während der Belagerung von Stockholm im Jahre 1394 in Erscheinung, wo er als Teil der Likedeeler oder auch Vitalienbrüder, die von dänischen Truppen belagerte Stadt, mit Lebensmitteln versorgte. Dem war eine Jahrzehntelange Auseinandersetzung zwischen Dänemark und Mecklenburg um den dänischen Thron und Handelsprivilegien der Hanse im Ostseeraum vorausgegangen. Die Vitalienbrüder, die ursprünglich auf der Seite Mecklenburgs gestanden hatten, machten sich nach einiger Zeit jedoch selbstständig und überfielen nicht nur dänische, sondern auch hansische Handelsschiffe. In wahrer Robin-Hood-Manier soll Störtebeker aber nicht nur brutaler Pirat, sondern auch milder Wohltäter gewesen sein, der seine Schätze mit den Armen teilte. Und wo wir gerade von Schätzen sprechen, die soll er natürlich an verschiedenen Orten in der Nord- und Ostsee versteckt und sogar die Masten seiner Segelschiffe mit Gold und Silber gefüllt haben. Dem Treiben der Vitalienbrüder wurde schließlich 1401 ein Ende gesetzt, als sich die Hanse endlich darauf einigen konnte gemeinschaftlich gegen die Piratenpest vorzugehen. Mit einer ganzen Flotte an Friedeschiffen überwältigten sie die Vitalienbrüder vor Helgoland und 73 Seeräuber wurden zur Verurteilung nach Hamburg geschafft. Hier nun trug sich auch der wohl bekannteste Teil der Störtebeker Geschichte zu. Der Bürgermeister Hamburgs versprach allen Kumpanen Störtebekers das Leben zu schenken, an denen dieser nach seiner eignen Enthauptung noch vorbeischreiten konnte. Und so unglaublich dies auch scheint, so soll er tatsächlich an elf Männern ohne Kopf vorbeigegangen sein, bevor der Henker ihm den Richtblock zwischen die Beine schmiss, um sein eigenes Einkommen, das pro Kopf bezahlt wurde, zu retten. Das Geheimnis um seinen Schatz soll er mit ins Grab genommen haben. Doch wer weiß, vielleicht hat ein Waisenjunge der Nikolaischule ja doch das Geheimnis gelüftet... Dieser Blogbeitrag ist für all die aufstrebenden Schriftsteller und interessierten Leser, die einen Einblick in meinen Arbeits- und Überarbeitungsprozess gewinnen wollen. Diese Prozesse werden sich sicherlich in Zukunft noch ändern und verfeinern, da ich bisher nur über meine ersten Gehversuche als Schriftstellerin schreiben kann, doch ich bin schon selbst gespannt diesen Artikel in ein paar Jahren zu lesen und ein Update zu geben. Jetzt aber. Jede meiner Geschichten trage ich für Monate oder sogar Jahre mit mir herum, bevor ich auch nur das erste Wort schreibe. Ich mache in dieser Zeit keine oder nur selten strukturierte Notizen oder entwerfe ganze Akte oder Kapitel, sondern durchlebe meine Geschichten in Gedanken, bis ich an einem Punkt bin, wo ich Anfang, Mitte und Ende sehen kann. Der genaue Verlauf wird dann aber erst während des Schreibens von meinen Figuren bestimmt. Während dieser Zeit recherchiere ich wichtige Punkte, so wie sie mich gerade packen. Für „Das Erbe des Seefahrers“ habe ich zum Beispiel sämtliche online Artikel und Dokumentationen zu Störtebeker, der Hanse, Seefahrt im Mittelalter, der deutschen Geschichte des 15. Jahrhunderts im Allgemeinen und der Piraterie im Speziellen verschlungen. Interessanter Weise gibt/gab es äußerst wenige Quellen zur Piraterie im Mittelalter, da sich die meisten Geschichten auf das Goldene Zeitalter in der Karibik vom 16. bis 18. Jahrhundert beziehen. Die besten Quellen waren für mich damals Kinderbücher, die ich aus der Bücherei ausgeliehen habe. Nach den Erstellungsdaten meiner Kapiteldateien habe ich im Februar 2006 mit dem Schreiben angefangen und im Juli 2008 das letzte Kapitel erstellt. In dieser Zeit habe ich auch Hamburg besucht, um mich vor Ort inspirieren zu lassen. Leider war der Besuch des Hafens nicht sehr ergiebig, da die Altstadt Hamburgs 1842 fast komplett abgebrannt ist und viele historische Gebäude zerstört wurden. Ein paar Zahlen, die ich während meines Schreibprozesses gesammelt habe:
Mein Vater hatte die ersten Kapitel noch gegengelesen und korrigiert. Er fand es schade, als ich die ersten drei oder vier Kapitel, die die Familiengeschichte meines Protagonisten Nikolas beleuchtet hatten, gestrichen habe, um schneller zum Beginn der eigentlichen Geschichte zu bekommen. Seit der Fertigstellung meiner ersten Fassung ist dann sehr viel Leben passiert, währenddessen ich immer wieder Versuche gestartet habe mein Buch zu überarbeiten, doch immer nach etwa 100 Seiten aufgegeben habe - bis Januar 2020. Da wurde ich freundlich gebeten endlich etwas mehr Urlaub von meinem Tagesjob zu nehmen und habe zwei Wochen an meinen Weihnachtsurlaub drangehängt, in denen ich es doch tatsächlich geschafft habe mein Manuskript um 200 Seiten zu kürzen. Wie sagte Stephen King noch? „Kill your darlings!“ Die erste Version deines Buches ist für dich, danach überarbeitest du für den Leser. Danach habe ich das gesamte Buch noch zwei weitere Male überarbeitet, wobei ich beim zweiten Mal hauptsächlich auf Kontinuität der Geschichte geachtet habe, da ich einige ganze Kapitel einfach gestrichen hatte, und beim dritten Mal dann hauptsächlich auf Grammatik und Rechtschreibung (nicht unbedingt meine Stärke). Nach der dritten Runde hatte ich dann erstmal wieder die Schnauze voll und fand, dass nun ein professionelles Lektorat anstand. Dazu mehr im nächsten Beitrag. Da hab ich nun ein Buch geschrieben. Oder besser gesagt, ich habe vor dreizehn Jahren ein Buch geschrieben und bin nun endlich dazu gekommen das Meisterwerk meiner Zwanziger zu editieren und auf die ~350 Normseiten, die für ein Erstlingswerk überall empfohlen werden, zu kürzen. Ich habe natürlich während dieser Zeit auch weitere Dinge geschrieben (schau mal bei meinen Kurzgeschichten und Longlines für Drehbücher vorbei) und Vollzeit gearbeitet, doch davon mehr in einem anderen Beitrag. Mein Debut, dessen Entstehungsgeschichte ich hier etwas mehr beleuchten will, heißt „Das Erbe des Seefahrers“ und erzählt die Geschichte des Waisenjungen Nikolas, der auszog, um Pirat zu werden und dabei ein Meister der Seefahrt wurde. Die Entscheidung einen historischen Roman mit den zentralen Themen Kindheitsträume, Segelschiffe und Piraterie zu schreiben ist mannigfach. Mein Vater, dem dieses Buch gewidmet ist, hatte mir von klein auf immer Bücher vorgelesen und auch eigene fantastische Geschichten erzählt. In jedem Urlaub, den wir am Meer verbrachten, war der Besuch eines Hafens ein fester Bestandteil, und damit auch die Traumwelten, die der Anblick eines Segelboots bereithält. Dann war da Fluch der Karibik, ein Film, den ich später unzählige Male gesehen haben, um mein Englisch zu verbessern. Dieser Film über den verwegenen Captain Jack Sparrow, von Johnny Depp gespielt, warf in mir die Frage auf, warum es keine weltweit populären Filme basierend auf Deutschen Heldengeschichten gibt (ich entschuldige mich bei allen Autoren und Filmschaffenden, die sich diesem Themengebiet gewidmet haben, für meine Ignoranz). Es ist ja nicht so, dass es da keine gibt, und die erste Persönlichkeit, die mir dabei einfiel, war Klaus Störtebeker. Doch anstatt direkt über Störtebeker zu schreiben, zu dem es im deutschsprachigen Raum ja doch schon einige Romane, Filme und Festspiele gibt, entschloss ich mich, diesen berühmt-berüchtigten Piraten des 15. Jahrhunderts als Ausgangspunkt für meine Geschichte zu nehmen. Und somit ist auch die Hinrichtung dieses Piratenkapitäns der Wendepunkt in dem Leben meiner Hauptfigur. Und zu guter Letzt bin ich selbst eine leidenschaftliche Leserin von historischen Romanen, wobei ich unter anderem Frank Schätzing (Tod und Teufel), Noah Gordon (Der Medicus) und auch Ken Follett (Die Säulen der Erde) zu meinen Vorbildern zähle. |
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March 2023
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